Die große Mehrzahl der AfD-Mitglieder und Wähler*innen sind Männer. Die AfD ist auch eine Partei, in denen Männer den Ton angeben. Darüber können AfD-Frontfrauen wie Frauke Petry, Beatrix von Storch oder Alice Weidel nicht hinweg täuschen. Ebenso wie die AfD-Männer stehen sie für eine Politik, die Frauen auf eine „traditionelle Rolle“ als Mutter festlegen wollen und die die Errungenschaften der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen attackiert.
Ideologie der „traditionellen Familie“
Die AfD hat klare ideologische Vorstellungen davon, was eine Familie ist und welche Rolle Frauen einnehmen sollen: Die „traditionelle Familie“ erklärt die AfD zum „Leitbild“ und zur „Keimzelle der bürgerlichen Gesellschaft“. Die so verstandene Familie besteht für die AfD aus Vater und Mutter mit – möglichst vielen – Kindern. Und bitte in Form der Ehe. Im Weltbild der AfD sind in erster Linie die Frauen dafür verantwortlich, Nachwuchs zu produzieren und zu erziehen. Und dieser Aufgabe kämen sie, so die AfD, nicht in dem Maße nach, wie es die rechte Partei von ihnen erwartet.
Seiten lang wird sich im AfD-Grundsatzprogramm über die die „Geburtenrate weit unter dem bestandserhaltenen Niveau“ ausgelassen. Dabei versteckt die AfD nicht ihre rassistischen Ansichten, denn aus ihrer Sicht ist nicht jedes Kind gleich viel wert. Die AfD beklagt, dass die Falschen die Kinder bekommen, nämlich Migrantinnen und Frauen aus „sozial schwächeren Schichten“ und nicht die „deutschstämmigen Frauen“ aus den „bildungsnahen, mittleren Einkommensschichten“ sowie Akademikerinnen. Wer sich bei solchen Aussagen an die braune „NS-Bevölkerungspolitik“ erinnert fühlt, liegt sicher nicht falsch.
Die AfD verteufelt KiTas
Die AfD behauptet, dass im Mittelpunkt ihrer Familienpolitik die Bedürfnisse von Kindern und Eltern stehen sollen. Dies muss aber bezweifelt werden. Das Bedürfnis von Eltern nach einer guten Betreuung in Kindertagesstätten zum Beispiel wird von der AfD verächtlich gemacht. Im Grundsatzprogramm macht die AfD „Krippen und Ganzstagsschulen“ dafür verantwortlich, die Familie zu untergraben.
Der Münsteraner AfD-Ratsherr Martin Schiller findet noch deutlichere Worte, wenn er „eine völlig falsche und familienfeindliche KitTa-Vollversorgungspolitik“ als „katastrophal“ bezeichnet und glaubt, diese habe zum Ziel „den Eltern möglichst früh die Kinder zu entreißen und sie einer staatlich organisierten Erziehungsanstalt zu übergeben.“ Weiter behauptete Schiller in seiner Haushaltsrede 2017 im Rat der Stadt Münster allen Ernstes: „Die Politik der Fremderziehung von Kleinstkindern produziert bindungsunfähige, charakterschwache Persönlichkeiten und lernschwache, verhaltensauffällige Schüler.“ Belege für diese ungeheuerlichen Diffamierungen liefert der AfD-Mann natürlich nicht.
Wenn KiTas in der AfD-Weltsicht Teufelszeug sind, dann bleibt die Kinderbetreuung alleine bei den Müttern hängen. Die AfD beklagt eine angebliche „Diskriminierung der Vollzeit-Mütter“ und „das politische Leitbild der voll erwerbsfähigen Frau“.
Die AfD attackiert die Gleichberechtigung
Die AfD will Frauen wieder auf eine„traditionelle Geschlechterrolle“ festlegen und so ist es logisch, dass sie die Gleichberechtigung von Männern und Frauen angreift. Es ist entlarvend, wenn es im AfD-Grundsatzprogramm heißt, die „generelle Betonung der Individualität“ untergrabe die Familie.
Die AfD lehnt alle Maßnahmen ab, die Frauen in einer nach wie vor von Männern dominierten Gesellschaft, bessere Teilhabe ermöglichen sollen. So ist für sie der „Equal Pay Day“, der auf die großen Unterschiede bei Löhnen und Gehältern von Männern und Frauen hinweist, ein abzuschaffendes „Propagandainstrument“. Ebenso sollen alle Quotenregelungen für Frauen abgeschafft werden. Wie gut es ohne Quote geht, beweist die AfD in NRW: auf den ersten 22 Plätze ihrer Liste für die Bundestagswahl finden sich nur Männer. Die AfD ist vermutlich auch die einzige Partei, in der ein Mann als „frauenpolitischer Sprecher“ fungiert. So aktuell bei der Landtagsfraktion Brandenburg.
Auch die Gleichstellungsbeauftragten will die AfD abschaffen, „da dadurch Männer und Jungen benachteiligt werden“. Von männlichen Privilegien will die AfD nichts wissen, sie sieht vielmehr Männer als die eigentlichen Opfer an. Unterdrückung und Gewalt gegenüber Frauen thematisiert die Partei fast ausschließlich im Zusammenhang mit ausländischen Männern.
Weiter will die AfD das Schuldprinzip bei Ehescheidungen wieder einführen und das Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihren Körper abschaffen, weil die AfD sich gegen Schwangerschaftsabbrüche ausspricht. Verächtlich äußert sich die AfD auch über Alleinerziehende. Zwar möchte man Alleinerziehenden helfen, aber es müsse unterschieden werden, „ob diese Lebenssituation schicksalhaft, durch Selbstverschulden oder eigene Entscheidungen zustande gekommen sei“. Nur erstere sollen besondere staatliche Unterstützung enthalten.
Während Geschlechterforschung an den Universitäten als Ausdruck einer angeblichen„Gender-Ideologie“ als verfassungsfeindlich bezeichnet wird, möchte die AfD ihre rigiden Geschlechterrollen und -Klischees an den Schulen propagieren. Im Programm zur Bundestagswahl heißt es, dass „anerkannte Regeln zu Partnerschaft und Familie, Haushaltsführung, Lebensschutz und Kindererziehung in Lehrplänen und Schulbüchern aller allgemeinbildenden Schulen wieder Bestandteil werden“ sollen. Über Homosexualität soll in den Schulen hingegen möglichst gar nicht gesprochen werden.
AfD ist gegen die „Ehe für Alle“
Aus der Überhöhung der Ehe zwischen Mann und Frau folgt bei der AfD die Ablehnung anderer Lebensentwürfe und sexueller Identitäten. Homosexuelle ist die AfD nur bereit zu tolerieren, so lange sie weitgehend unsichtbar und still sind. Die Ehe für Alle und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partnerschaften lehnt sie ab. Martin Schiller von der AfD Münster kommentierte die Ehe für alle in einer Pressemitteilung vom Juli 2017 mit der widerwärtigen Aussage, dass die „Weltverbesserer“ jetzt nicht bei Homosexuellen halt machen könnten: „Was ist mit dem Tierliebhaber, der seine Ziege ehelichen will?“
Die AfD unterstellt allen Andersdenkenden einen „falsch verstandenen Feminismus“, der Frauen die „nur“ Mutter sein wollen, entwerten würde. Jedoch kämpfen Feminist*innen dafür, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer sexuellen Identität, das tun können, was sie tun möchten und setzen den starren Rollenbildern, denen die AfD folgt, Freiheit und Gleichberechtigung entgegen.