Allgemein, Antifa, Kein Veedel Für Rassismus, Keupstraße, Köln, Nationalsozialister-Untergrund, No Nazis, NSU, Pro Köln, Probsteigasse, Veedel

Kölner Neo-Nazi in Bombenanschlag in der Probsteigasse verwickelt?

© strassenstriche.net

© strassenstriche.net

NEWS – 14.06.2015: DIE WELT veröffentlicht, dass geheime Dokumente belegen das Johann H. seit 1989 Mitarbeiter des Verfassungsschutzes war. Weitere infos HIER.

Der Bombenanschlag aus dem Jahr 2001 auf einen von einer iranischen Familie geführten Lebensmittelladen in der Probsteigasse wird bisher dem Neonazi-Trio des ‚Nationalsozialister-Untergrund‘ (NSU) zur Last gelegt. Jetzt stellt sich die Frage, ob Johann „Helle“ H., langjähriges Mitglied der „Kameradschaft Walter Spangenberg/Freie KräfteKöln“, in den Bombenanschlag verwickelt ist. H. gehörte zum engsten Zirkel der Kameradschaft um Axel Reitz und Paul Breuer. Als Axel Reitz eine mehrjährige Haftstrafe verbüßte, stieg Johann H. 2007 zum Kameradschaftsführer der 2012 verbotenen Kameradschaft auf. Nach dem Bombenanschlag in der Probsteigasse wurden nach den Aussagen der ZeugInnen Phantombilder angefertigt. Die Bilder weisen eine frappierende Ähnlichkeit zu Johann H. auf. Zu diesem Schluss kamen auch die damaligen Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) und des Verfassungsschutzes NRW. 

Und nicht nur die Ähnlichkeit machte Johann H. interessant: 1985 wurde Johann H. wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz verurteilt, er besaß Waffen, hat eine Scharfschützenausbildung bei der Bundeswehr und war Mitglied einer Reservistengemeinschaft für Scharfschützen bei der Bundeswehr. Trotzdem sah die Generalbundesanwaltschaft (GBA) keine Notwendigkeit zu ermitteln: “Anhaltspunkte für eine Tatbeteiligung bestehen nicht”, so die GBA damals.

Den Betroffenen der Tat wurden damals Fotos von Johann H. vorgelegt. Diese erkannten H. nicht wieder. Jedoch war laut AnwältInnen der betroffenen Familie das vorgelegte Passbild so unscharf, dass sich dadurch keinerlei Ähnlichkeiten mit “irgendeiner anderen Person” feststellen ließen.

Trotzdem war für die Ermittler damit der Vorgang beendet, Johann H. wurde nicht ein einziges Mal kontaktiert. Die frühere Leiterin des Bundesamt für Verfassungsschut NRW und die ermittelnde BKA-Beamtin sollen nun auf Antrag der AnwältInnen im NSU-Prozess vorgeladen werden.

Außerdem wird wohl öffentlicher Druck nötig sein, damit endlich gegen Johann H. ermittelt wird. Dann könnte sich auch herausstellen, ob ein immer wieder in Nazi-Foren geäußerter Verdacht zutrifft: Dass Johann H. ein V-Mann des Verfassungsschutzes ist.